Was ist Gewaltfreie Kommunikation (GFK)?

Zitate von Marshall B. Rosenberg

Gewalt aus Sicht der GFK

Die GFK als innere Haltung

Die GFK als Kommunikations- und Lebenshilfe

Die GFK als Übungsweg

Die GFK als Heilungsweg

Die GFK und andere Methoden


Zitate von Marshall Rosenberg

 "Wir betrachten unsere Art zu sprechen vielleicht nicht als gewalttätig, dennoch führen unsere Worte oft zu Verletzung und Leid - bei uns selbst oder bei anderen. Die Gewaltfreie Kommunikation hilft uns bei der Umgestaltung unseres sprachlichen Ausdrucks und unserer Art zuzuhören. Aus gewohnheitsmäßigen, automatischen Reaktionen werden bewußte Antworten. Wir werden angeregt, uns ehrlich und klar auszudrücken und gleichzeitig anderen Menschen unsere respektvolle Aufmerksamkeit zu schenken." MBR
 

"Wenn wir die Gewaltfreie Kommunikation in unseren Interaktionen anwenden, ob mit uns selbst, mit einem anderen Menschen oder in einer Gruppe, kommen wir an eine Tür, die auf allen Ebenen der Kommunikation, in allen Altersklassen und in den unterschiedlichsten Situationen im Beruf, im Privatleben und auf dem politischen Parkett erfolgreich geöffnet werden kann." MBR
 

"Die Gewaltfreie Kommunikation ist die verlorene Sprache der Menschheit, die Sprache eines Volkes, das rücksichtsvoll miteinander umgeht und die Sehnsucht hat, in Balance mit sich selbst und anderen zu leben". MBR

   

Gewalt aus Sicht der GFK

Gewalt beginnt aus Sicht der GFK sehr früh und wird oft nicht erkannt. Wenn das, was wir sagen und wie wir es sagen, bei anderen Schuld-, Scham- oder Angstgefühle auslösen soll, um sie zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen, z.B. „Ja, hörst du mir endlich mal zu?“, „Bitte, sei nicht so nachlässig“, „Wenn du das nicht machst, dann ...“. Oder wenn wir andere für unsere unangenehmen Gefühle verantwortlich machen: „Ich ärgere mich, weil du mir nicht hilfst“. Besonders schwerwiegend ist die Gewalt uns selbst gegenüber, wenn wir abwertend und urteilend über uns selbst denken. Das abwertende Denken uns selbst gegenüber führt zu einer tiefen Selbstunsicherheit, zu Resignation und zu Aggressionen.

Die GFK als innere Haltung

Die Gewaltfreie Kommunikation ist zuerst Ausdruck einer inneren Haltung. In dieser Haltung sind wir uns selbst und allen Menschen urteilsfrei, wohlwollend und einfühlsam zugewandt.

Wir sehen, was wir denken, sagen und tun, als einen Ausdruck unserer Bedürfnisse an. Auch Gewalt, in jeder Form, ist immer ein Ausdruck von innerer Not.

In dieser Haltung hören wir auf zu beschuldigen. Gut und Böse werden sinnlos und haben keinen Platz mehr und auch das gegenseitige Vergleichen und Bewerten in Besser und Schlechter verliert an Bedeutung. Stattdessen konzentrieren wir unsere Aufmerksamkeit darauf, was wir gerade fühlen und brauchen. Diese innere Haltung gibt uns selbst Halt. 

Die GFK als Kommunikations- und Lebenshilfe

Das 4-Schritte-Modell der GFK erweist sich gerade in den Anfangszeiten als eine sehr nützliche Kommunikationshilfe. Es ist wie ein Geländer für eine klare Orientierung, ob unsere Sprache dazu beiträgt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass wir das bekommen, was wir uns wünschen, steigt, oder ob sie Trennung und ein Gegeneinander bewirkt und vertieft. So können wir mit wachsendem Bewusstsein für die Schlüsselunterscheidungen immer schneller Konfliktmuster durchschauen, eine Eskalation stoppen und uns durch bewusste Empathie wieder in Verbindung bringen.

Als nächsten lernen wir Konfliktfallen und Möglichkeiten durch eine bewusstere Sprache vorzubeugen. Auch wenn die Anwendung der vier Schritte zum Anfang ungewohnt und "holprig" klingen mag, die Erfolge stellen sich.

Die vier Schritte bilden im Grunde einen universellen Prozess ab, der ständig abläuft und dem Ziel dient, dass unser Leben immer wieder ins Gleichgewicht kommt und sich entfalten kann. Durch die GFK lernen wir diesen Prozess bewusst zu erkennen und gezielt zu unterstützen.

Die GFK als Übungsweg

Die Gewaltfreie Kommunikation bedeutet für viele Menschen ein Paradigmawechsel und erfordert neben einer Entscheidung für diesen Weg auch eine Schulung der Achtsamkeit. Mit Achtsamkeit meine ich einen Bewusstseins-zustand, in dem wir im Hier und Jetzt, absichtslos und frei von bewertenden Gedanken sind oder diese registrieren können, ohne ihnen nachzugeben. Die Entwicklung dieser Fähigkeit halte ich inzwischen als die wichtigste Fähigkeit für unser Leben überhaupt. Sie ist die Grundvoraussetzung für das Entwickeln von Empathie und vieler anderer Fähigkeiten.

Die vier Schritte mit ihren Schlüsselunterscheidungen sind relativ leicht zu verstehen. Doch um dieses Wissen in der Praxis auch anwenden zu können, ist ein bewusstes ständiges Üben erforderlich. Und es braucht, insbesondere in den ersten Jahren, auf diesem Weg sehr viel Geduld und Mitgefühl, uns selbst und anderen gegenüber. Sonst sind wir in Gefahr zu verzweifeln und diese Art zu kommunizieren oder uns selbst, nach altem Muster, als untauglich oder unfähig zu bewerten.

Die GFK als Heilungsweg

Alle unsere Bedürfnisse sind ein Ausdruck des Lebens in uns. In ihnen wirkt eine unerschöpfliche Intelligenz und eine tiefe Liebe, die das Leben schützen, voranbringen und verschönern will. Wenn wir in Verbindung mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen kommen, kommen wir auch in Verbindung mit diesen Kräften und erfahren dies als sehr heilsam. Verdrängte Trauer kann sich zeigen und Ausdruck finden, alte Ängste lösen sich auf, wir werden authentischer und kommen immer mehr in uns selbst an. Von dort aus können uns die Lösungen für unsere Konflikte und anstehenden Aufgaben finden.

Es ist auch ein Weg der Vergebung, wodurch wir uns selbst und einander zustimmen, so wie wir sind und wie alles war. Hierdurch werden wir frei, für unser heutiges Leben und für unsere Zukunft.

GFK und andere Methoden

"Es gibt keine Methode. Es gibt nur Achtsamkeit." Krishnamurti

Mit dieser Aussage will uns der Philosoph Krishnamurti jede Illusion nehmen, dass uns Methoden allein helfen könnten. Auch die GFK ist nur in dem Maße erfolgreich, wie unsere Achtsamkeit und damit unser Bewusstsein für die Wirkung unserer Sprache wachsen. Diese Achtsamkeit ist wie eine innere Sonne - in dem Maße, wie sie scheint, sehen wir klar und wir finden unseren Weg, sie gibt uns Sicherheit, wärmt uns und wir fühlen uns wohl. Wenn sie fehlt, wird es immer unruhiger und auch irgendwann kalt in uns und in unseren Beziehungen. Im Licht der Achtsamkeit können wir klarer erkennen, was geht und was nicht geht, welche unserer Gedanken und Handlungen Leid erzeugen und welche das Leben unterstützen. Unser Bewusstsein und damit unser bewusstes Sein und Tun wachsen.

Deshalb halte ich alle Methoden, die gezielt unsere Wahrnehmungsfähigkeit für unsere geistigen, seelischen und körperlichen Prozesse schulen, für sehr wertvoll. Zum Beispiel fernöstliche Methoden wie Yoga, Tai Chi, Aikido und unterschiedliche Meditationspraktiken. Auch viele westliche Konzepte und Methoden, wie z.B. die Aufstellungsarbeit, das Neurolinguistische Programmieren (NLP) u.a. können uns sehr wirkungsvoll helfen, einengende und krankmachende Überzeugungen und Gedankenmuster aufzulösen, zu uns selbst zu finden und wichtige Ressourcen frei zu setzen.

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